Von DVB-T zur DVD mit Linux

 

Einführung

In dieser Anleitung geht es um das Mitschneiden von via DVB-T (terrestrisches Digitalfernsehen also) empfangenen Fernsehsendungen, in erster Linie natür­lich Spielfilme, auf dem Computer.

Dabei kommt nur freie Software zum Einsatz. Das beginnt mit dem Betriebs­system Linux. Ich verwende OpenSuse 12.2, aber alle Programme sind auch für andere Linux-Distributionen und übrigens, ebenfalls als freie Software, auch für das unfreie MS Windows verfügbar.

 

Bild und Ton: leider nicht synchron!

Es bedarf wohl der Erläuterung, warum es für das Aufnehmen von DVB-T über­haupt eine umfangreiche Anleitung braucht. Wer schon einmal eine längere Sendung auf Festplatte gespeichert und sich dann angesehen hat, weiß, dass Bild und Ton irgendwann auseinanderlau­fen, was den Spaß an län­geren Filmen deutlich beeinträchtigt. (Bei DVB-T-Festplattenrekordern, die ja eigentlich nichts anderes machen, tritt diese Problem nicht auf. Ich weiß nicht, warum das so ist, nehme aber an, dass bei diesen Geräten zusätzliche technische Maßnahmen eingebaut sind, die das verhindern.)

 

Vom Sendesignal...

Das ist so, weil die Daten vom Sender in einem Format übertragen werden, das auf Fehlerkorrektur und Störfestigkeit optimiert ist und das ja in der Regel zum sofortigen Gebrauch bestimmt ist: MPEG-TS, wobei "TS" für "transport stream" steht. Vor allem die für Funkübertragung erforderliche Störfestigkeit bestimmt die technische Ausgestaltung des Formats, das die Bild- und Tondaten in sehr kleine Pakete unterteilt, die jeweils für sich eigenständig sind. Weil die Pakete sehr klein und damit die übertragene Bild- und Toninformation sehr kurz ist, kann auf aufwendige Mechanismen, Bild- und Ton synchron zu halten, weitge­hend verzichtet werden. Das wirkt sich dann allerdings negativ aus, wenn man z.B. einen Spielfilm üblicher Länge speichert; da liegen Bild und Ton beim Showdown gerne mal zehn oder zwanzig Sekunden auseinander.

 

...ins DVD-Format

Für die dauerhafte Speicherung längerer Programme auf Systemen, die übli­cherweise geringe Fehlerraten aufweisen, gibt es andere technische Formate, insbesondere z.B. MPEG-PS für die DVD, wobei "PS" für "program stream" steht. Hier sind sichere Verfahren integriert, Bild und Ton permanent zu synchronisie­ren, so dass auch bei sehr langen Programmen diesbezüglich keine Probleme auftreten. Dieses ist übrigens genau das Format, in dem jede DVD den Film speichert; folglich können Dateien im MPEG-PS-Format ohne weitere Bearbei­tung oder Umkodierung auf DVD gebrannt werden.

Wenn man mit dem Computer Spielfilme von DVB-T aufnehmen will, muss man kurz gesagt das für die Übertragung optimierte MPEG-TS-Format in das für die dauerhafte Speicherung taugliche MPEG-PS-Format umwandeln. Das geschieht technisch durch sogenanntes Demuxen des MPEG-TS-Formats, bei dem Bild und Ton voneinander getrennt werden, und anschließendes Muxen, das Bild und Ton synchron neu zusammensetzt und im MPEG-PS-Format speichert.

 

Automatik...

Das ist ein technisch aufwendiger Vorgang, und auch die Programmbedienung ist nicht unkompliziert und damit fehleranfällig. Glücklicherweise lässt sich der Vorgang aber weitgehend automatisieren: wenn ich auf meinem System in dem TV-Programm einen Spielfilm zur Aufnahme vorgemerkt habe, finde ich den am nächsten Morgen vollständig verarbeitet und für den Schnitt vorbereitet in ei­ner MPEG-PS-Datei vor. Das erforderliche Script, das jeden Morgen um sieben Uhr abläuft, werde ich hier ebenfalls vorstellen.

 

...und etwas Handarbeit

Von dieser Datei brauche ich nur noch vorne und hinten die "überstehenden" Enden abzuschneiden, und, falls von einem Privatsender aufgenommen wurde, die Werbepausen herauszuschneiden. Dann noch einen aussagekräftigen, sor­tierbaren und wieder auffindbaren Namen für die Datei vergeben, und, wenn man es altmodisch mag, auch noch auf DVD brennen.

 

Frucht reicher Erfahrung

Zu vielen der hier vorgestellten, empfohlenen Programme gibt es Alternativen, die die gestellten Aufgaben gleich gut oder gar besser erledigen. Zumindest bei den Programmen, die via Skript automatisiert aufgerufen werden sollen, war, neben der „fachlichen“ Eignung, ein Hauptargument bei der Auswahl die ausreichende Steuerung der Programmfunktionen mittels Kommandozeilen­parametern, wie sie vom Skript benötigt wird. Ich kann die genannten Program­me deshalb uneingeschränkt empfehlen, weil ich sie in der vorgestellten Form seit ca. vier Jahren einsetze und damit bereits ca. 1500 Spielfilme für den jederzeitigen, kostenfreien TV-Familienabend on demand auf die Festplatte gebannt habe, und nicht zuletzt weil alle Programme aktiv weiterentwickelt werden – leider keine Selbstverständlichkeit in der Open-Source-Welt.

 

Urheberrecht...

Abschließend muss darauf hingewiesen werden, dass alle Bestimmungen des Urheberrechts natürlich stets voll umfänglich einzuhalten sind. Das heißt z.B., dass die archivierten Filme ausschließlich zu privaten Zwecken genutzt werden dürfen, und natürlich nicht an andere weitergegeben, geschweige denn verkauft werden dürfen. Man darf die Filme nicht über den Fernsehsender, der in jedem besseren Haushalt verfügbar sein sollte, ausstrah­len, und mit den Filmen auch kein öffentliches Kino betreiben. Auch auf für andere zugängliche öffentliche Internet- oder Tauschbörsenserver dürfen die Filmdateien nicht kopiert werden. Diese Aufzählung ist vermutlich nicht vollständig.

 

...und Privatkopie

Andererseits sei aber auch klar gesagt, dass die Hauptmotivation für diese umfangreiche Anleitung genau darin bestand, möglichst vielen Menschen dabei Hilfestellung zu geben, ihr demokratisch verbrieftes Recht auf eine Privatkopie der Sendun­gen frei empfangbarer Fernsehsender auch wirklich ausüben zu können. Denn es ist schon ärgerlich, wie sehr sich dieser Vorgang seit den Zeiten analoger Videorecorder verkompliziert hat, und wie wenig die Industrie daran interessiert ist, hier Abhilfe zu schaffen – ganz im Gegenteil, lebt sie doch auch von allerlei kostenpflichtigen Angeboten in diesem Bereich. Dass im gesamten Workflow ausschließlich von Freiwilligen geschriebene Open-Source-Programme zum Einsatz kommen, fügt sich in diesen Ansatz.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lizenz und Haftungsausschluss

Ich habe mir bei dieser Anleitung große Mühe gegeben, meine Erfahrungen und mein Wissen so verständlich wie möglich wiederzugeben. Aber ich kann keine Gewährleistung oder Haftung für die Richtigkeit der hier gemachten Angaben übernehmen, ja nicht einmal dafür, dass sich die genannten Verfahren und Vorgehensweisen überhaupt für das Erreichen eines bestimmten Zieles oder Ergebnisses eignen.

Ich räume jedermann das Recht ein, diese Anleitung beliebig zu verbreiten, al­lerdings unter drei Voraussetzungen: erstens darf die Anleitung nicht verän­dert oder gekürzt werden, zweitens muss stets eine Namensnennung des Urhe­bers K.-H. Hofacker, Hamburg, Deutschland inklusive Nennung der Website www.khofacker.de erfolgen, und drittens ist eine kommerzielle Weiterverbrei­tung gegen Bezahlung verboten.

Darüber hinaus behalte ich mir ausdrücklich alle Rechte vor.

Übersicht

Vorab stelle ich einige Überlegungen zur mit DVB-T-Aufnahmen erreichbaren Qualität an, die helfen sollen, zu entscheiden, ob und für welche Zwecke sich das Ganze überhaupt lohnt.

Um in den Workflow eintreten zu können, aus den an der DVB-T-Antenne em­pfangenen Daten schöne DVDs für verregnete Sonntag­nachmittage zu machen, müssen bestimmte Voraussetzungen bzgl. Hardware, Programme und Verzeichnisstruktur erfüllt sein. Diese Voraussetzungen werden dement­sprechend in weiteren einleitenden Kapiteln erläutert.

Der eigentliche Workflow besteht dann aus diesen Schritten:

Arbeitsschritt

Skript

Verzeichnis

Format

Hinweise

Aufnehmen
mit Kaffeine

nein

~/tv/m2t/

MPEG2-TS

Daten werden via DVB-T empfangen und auf Platte gespeichert

Demuxen
mit ProjectX

ja

~/tv/mpg/

MPEG2

Bild und Ton werden ge­trennt und mit Synchroni­sations­informationen ge­speichert

Muxen
mit Mplex

ja

~/tv/mpg/

MPEG2-PS

Bild und Ton werden syn­chron zusammengefügt

Schneiden
mit Avidemux

teilw.

~/tv/mpeg/

MPEG2-PS

„Überstehende Enden“ und ggf. Werbung werden entfernt

Brennen
mit DVD-Styler

nein

-

MPEG2-PS

Filme werden zwecks Archivierung auf Video-DVD gebrannt

 

Der Kern dieser Anleitung stellt nun die fünf Arbeitsschritte Aufnehmen, Demuxen, Muxen, Schneiden und Brennen ausführlich in eigenen Abschnitten vor.

Außerdem werden die beiden Sonderthemen Dateinamensgebung und Reparatur des Seitenverhältnisses ausführlich diskutiert.

Ganz am Ende wird noch ein Skript vorgestellt, mit dessen Hilfe sich die Arbeitsschritte Demuxen, Muxen und die Indexerstellung für das Schneiden automatisieren lassen.

 

Qualität

Das oft gehörte Wort von der „DVD-Qualität“ ist im Zusammenhang mit DVB-T Unfug. Zwar liegen die nominellen Auflösungen der Bilder gar nicht so weit auseinander (720x576 Punkte bei der DVD, 704x576 Punkte bei DVB-T im Raum Hamburg), und auch das eigentliche Kompressionsformat ist identisch (MPEG2). Allerdings ist MPEG2, wie andre Bildkompressionsformate auch, von Anfang an auf Skalierbarkeit ausgelegt, so dass die reine Nennung des Formats wenig über die Bildqualität aussagt.

Ein tauglicheres Kriterium ist da schon eher die reine Datenübertragungsrate der Bilder. Die DVD schafft 6 bis 9 MBit/s (Megabit pro Sekunde). Bei DVB-T ist es gar nicht so einfach, eine konkrete Datenübertragungsrate anzugeben.

Zunächst teilen sich jeweils vier Sender einen DVB-T-Übertragunskanal („Bou­quet“), der insgesamt 12 MBit/s Übertragungskapazität bereitstellt. Auf einen Sender entfallen also durchschnittlich 3 MBit/s, was aber nicht die reine Bild­übertragungskapazität darstellt, denn diese Bandbreite wird gleichzeitig für die Übertragung des Tons und von Programminformationen (EPG) genutzt (BTX/Bildschirmtext gibt es nicht mehr).

Und die Dinge liegen noch etwas komplizierter, wenn man weiß, dass bei Erfor­dernis die Verteilung der 12 MBit/s Übertragungskapazität unter den jeweils vier Sendern eines Bouquets asymmetrisch verteilt werden kann. Sieht man sich z.B. die Bouquets der öffentlich-rechtlichen Sender im Raum Hamburg an, so fällt auf, dass innerhalb eines Bouquets meist Hauptsender mit mindestens einem Spartensender, einem Nachrichten- oder Informationskanal also, kombi­niert sind. Konkret: Hamburg, Heinrich-Hertz-Turm, 490 MHz: ZDF, 3sat, KiKa/­ZDFneo, ZDFinfokanal; 570 MHz: Das Erste, arte, Phoenix, EinsExtra. Man hat also die Möglichkeit, bei einem Hauptfilm zur prime time z.B. auf ARTE etwas Kapazität zuzusetzen, während sich die gleichzeitig auf Phoenix ausgestrahlte philosophisch Diskussionsrunde mit etwas weniger Bandbreite bescheiden kann.

Mit anderen Worten: die reale Bildqualität von DVB-T hängt zu einem guten Teil auch vom Engagement der Sendeanstalt ab. Es ist eine Erfahrungstatsache, dass sich die öffentlich-rechtlichen Sender hier mehr Mühe geben als die privaten, unter denen allenfalls die RTL-Gruppe noch positiv auffällt.

Das ist einer der Hauptgründe, warum ich Filme, die ich bereits einmal von einem Privatsender aufgenommen habe, in jedem Fall noch einmal von einem öffentlich-rechtlichen Sender aufnehme, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet. (Andere Gründe: auch wenn die für die Entfernung der Werbung erforderlichen Schnitte gut gelungen sind, gibt es bei den Privaten meist ärgerliche Einblen­dungen – Pro­grammhinweise, Eigenreklame -, die den Filmgenuss empfindlich stören, und auch was die Anpassung des originalen Filmformats an die Stan­dard­formate 16:9 bzw. 4:3 angeht, gibt es große Qualitätsunterschiede zwi­schen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendeanstalten. Und nicht zuletzt verstümmeln die Privatsender fast immer den Abspann.)

Und noch ein wichtiger Blickwinkel soll nicht verschwiegen werden: es ist durchaus ein Unterschied, ob es sich bei dem aufgenommenen Film um einen französischen „Laber-Problemfilm“ der Marke Eric Rohmer handelt, oder ob es sich um einen schnell geschnittenen Action-Film handelt, in dem in jeder Minu­te drei Autos explodieren. Für z.B. Jean Beckers grandiosen Film „Dialog mit meinem Gärtner“ reicht DVB-T als Sendemedium völlig aus. In diversen Pas­sagen actionreicher Bond-Filme neuerer Prägung sieht man hingegen schnell die Grenzen des Mediums. Es hängt also auch von den eigenen Vorlieben ab, ob man mit der DVB-T-Qualität zufrieden ist oder nicht.

Ein noch ganz anderer Aspekt ist dieser: bisweilen werden Filme aus cineas­tisch-professionellem Interesse z.B. für Vergleichszwecke, Unterricht (Studium der Machart, Schnittfolge, Einstellungsgrößen etc. pp.) oder schlicht um darü­ber zu schreiben gesammelt und archiviert. Es ist ebenso klar, dass die DVB-T-Qualität für diese Zwecke allemal ausreicht, wie es unbestritten ist, dass die erstellten DVDs dem wahren Cineasten den Kinobesuch eh nicht ersetzen werden.

Fazit: Wenn sich die Sendeanstalt Mühe gegeben hat, erreichen die mit dem in dieser Anleitung vorgestellten Verfahren aus DVB-T-Aufnahmen hergestellten DVDs reale Datenraten von ca. 2 bis 2,5 MBit/s und damit für nicht allzu action­lastige Filme ausreichende Qualität auch für große Flachbildschirme (bei mir: 108 cm Bildschirmdiagonale), natürlich bei vernünftigem Betrachtungsabstand. Um an verregneten Sonntagnachmittagen im Familienkreis Klassiker wie „Gold­finger“, „Tarzan – Der Affenmensch“ oder „In 80 Tagen um die Welt“ zu schau­en, oder ein eigenes Filmarchiv zwecks Studium der Machart aufzubauen, reicht das immer. Um allerdings Actionfilme mit einem Beamer groß aufgeblasen an die Wand zu werfen, reicht es definitiv nicht.

Hardware

Es überrascht vielleicht, dass an die Hardware für das Mitschneiden und Verar­beiten von DVB-T-Fernsehsendungen heutzutage sehr einfache Rechner locker ausreichen. Statt auf die Leistungsfähigkeit der CPU sollte man das Haupt­au­gen­merk auf Punkte richten, die vielleicht zunächst nicht so offensichtlich sind. Hier ein paar in der Praxis gewonnene Erkenntnisse:

 

Geringe Leistungsaufnahme

Der Rechner sollte eine möglichst geringe Leistungsaufnahme aufweisen. Denn der Rechner wird in der Regel im Dauerbetrieb „rund um die Uhr“ laufen. In der Praxis werden Aufnahmen am Wochenende für die kommende Woche program­miert, und zum geplanten Aufnahmezeitpunkt muss der Rechner natürlich lau­fen. In den frühen Morgenstunden wird dann meist zeitgesteuert das Verarbei­tungs­skript ausgeführt, das Demuxen, Muxen und Indexerstellung erledigt, ohne dass man daneben sitzen muss. Dauerbetrieb bedeutet Stromkosten. Der uralte AT-Tower mit dem seinerzeit einmal beeindruckenden 586er Mainboard ist unter diesem Blickwinkel aufgrund seines Stromhungers also eher ungeeignet.

 

Ruckelfreie DVDs

Der Rechner sollte DVDs ruckelfrei abspielen können. Daran scheitern Rechner heute glücklicherweise nicht mehr, auch die einfachen Atom-Prozessoren bekommen das in Verbindung mit 4 GB Arbeitsspeicher und einer nicht extrem schwachbrüstigen Grafik hin. Voraussetzung für das Abspielen von DVDs ist natürlich ein DVD-Laufwerk, und zum Brennen sollte ein Flammenwerfer eingebaut sein. Wenn man nur auf Platte archivieren möchte, braucht man natürlich kein DVD-Laufwerk.

 

Plattenplatz!

Der verfügbare Plattenplatz kann gar nicht groß genug sein. Geht man davon aus, dass eine DVD-brennbare Spielfilmdatei im Schnitt ca. 1,5 GB (Gigabyte) platz benötigt, dann passen auf eine Festplatte mit 1 TB (Terabyte) Platz so um die 650 Filme, auf eine übliche 250-GB-Platte, auf der auch das Betriebssystem noch Platz einnimmt, also gut 150 Filme. Man glaube mir: die kommen schnell zusammen! Weitere Überlegungen zum Plattenplatz finden sich auch im Abschnitt Verzeichnisstruktur.

 

USB 3.0

Wenn man das Geschäft eine zeitlang betreibt, kommt man an der Auslagerung der Dateien auf eine externe USB-Platte kaum vorbei. USB-3.0 erleichtert das Archivieren dann erheblich, denn es ist nicht nur bezüglich abstrakter techni­scher Daten erheblich schneller als USB-2.0, sondern fühlt sich in der Praxis auch erheblich schneller an. Wichtig ist, dass sowohl die Platte als auch der Rechner USB-3.0 unterstützen; eine USB-3.0-Platte erreicht an einer USB-2.0-Schnittstelle natürlich auch nur USB-2.0-Geschwindigkeit.

 

SSD-Platte

Eine SSD-Platte steigert die Freude am Workflow beträchtlich! Natürlich macht SSD nur für die Platten Sinn, auf denen aktive Verarbeitung stattfindet. Für die endgültige, dauerhafte Archivierung bringt das keinen Vorteil.

 

Beispielsystem

Abschließend sei mein System stellvertretend für ein System vorgestellt, das die obigen Anforderungen gut erfüllt. Es handelt sich um ein Barebone Shuttle XS35V2 mit Intel Atom D525 Prozessor 2x1,8 GHz, 4 GB DDR3 RAM, GMA 3150 Grafikkern, 500 GB Platte, passiv gekühlt, Stromverbrauch unter 25 Watt, und das Beste: es ist absolut geräuschlos! Beim Versender kostet so eine Kombina­tion zum Selbstzusammenbau mit Platte und RAM unter 300 €.

 
 

Dieses System ist zwar kein Leistungswunder – im Gegenteil, z.B. Virtualisie­rung anderer Systeme z.B. mit VirtualBox kann man darauf getrost vergessen -, aber die gestellten Aufgaben in Sachen DVB-T nach DVD erfüllt es problemlos und performant. Und, was auch nicht unwichtig ist: openSuSE 12.2 erkennt die komplette Hardware „out of the box“.

Hier die Systemeckdaten:

 
 

Programme

Diese Anleitung entstand in einer OpenSuSE-12.2-Umgebung mit KDE. Alle ge­nannten Programme sind aber auch für andere Linux-Distributionen und auch für MS Windows verfügbar. Die Installation unterscheidet sich dann jeweils, was aber auf den Webseiten der einzelnen Programme bzw. Betriebssysteme gut dokumentiert sein sollte. Lediglich Kaffeine wird man mit vertretbarem Aufwand nicht unter MS Windows nutzen können, hier bieten sich allerdings gleichwertige Alternativen an, zumindest die mit der TV-Hardware (USB-Stick oder TV-Karte) gelieferten Programme der Hersteller.

Im einzelnen werden die nachfolgend genannten Programme benötigt, die sämtlich mittels YAST2 über "Software installieren und löschen" installiert wer­den können.

 

Packman Software-Repository

Zuvor muss allerdings im Bereich "Software-Repositories" das Software-Repo­sitory "Packman" eingebunden und aktualisiert werden. Das Repository kann bequem unter "Hinzufügen", Option "Community/Gemeinschafts-Repositoties", aus der angebotenen Liste ausgewählt werden.

 

 
 

Die Anwendungen

Nun kann es an die Installation der einzelnen Anwendungen gehen. Wenn da Unklarheiten bestehen, muss natürlich die Hilfe des jeweiligen Betriebssystems zu Rate gezogen werden, eine Erläuterung hier würde den Rahmen dieser Anleitung sprengen.

Unten ist jeweils die Auswahl der einzelnen Programme aus dem Software-Installationsdialog von YAST2 (OpenSuSE) mit der genauen Bezeichnung und der bei mir installierten Versionsnummer abgebildet. YAST stellt selbsttätig sicher, dass alle erforderlichen Software-Voraussetzungen (z.B. Java-Laufzeit­umgebung, KDE-Basispakete etc.) mit installiert werden, wenn sie auf dem System noch nicht vorhanden sind. Auf anderen System, insbesondere auch unter MS Windows, muss man das u.U. selbst im Auge behalten.

 

Kaffeine

Fernsehen und Aufnehmen geht unter Linux mit KDE am einfachsten mit dem Programm Kaffeine (Homepage: http://kaffeine.kde.org), das zum KDE-Paket gehört und im openSuSE-Standardrepository erhältlich ist.

 
 

ProjectX

Zu dem in Java geschriebenen Programm ProjectX (Homepage: http://sourceforge.net/projects/project-x) gibt es nach meiner Erfahrung prak­tisch keine Alternative. Mit dem Programm wird der aufgenommene transport-stream in mit Synchronisationsinformationen versehene Bild- und Tondateien aufgespalten. Dieser Vorgang heißt demuxen.

 
 

Mplex (MJpegTools)

Muxen heißt der Vorgang, der die in einzelne Dateien getrennte Bild- und Tonin­formation synchron wieder zusammenführt. Das erledigt das Kommandozeilen­programm Mplex (Homepage: http://sourceforge.net/projects/mjpeg) zuver­lässig.

 
 

Avidemux

Die nun eigentlich brennfertig vorliegenden Datei muss natürlich noch auf den eigentlich interessierenden Film reduziert werden. Vorne und hinten überste­hende Enden müssen abgeschnitten, und u.U. Muss Werbung herausgeschnit­ten werden. Das leistet komfortabel und zuverlässig das Programm Avidemux (Homepage: http://avidemux.berlios.de).

 
 

DVD-Styler

DVD-Styler (Homepage: http://www.dvdstyler.org/de) ist ein Programm mit einer komfortablen Oberfläche zum Zusammenstellen und Brennen von Video-DVDs.

 
 

Mediainfo (optional)

Um Mediendateien schnell und einfach identifizieren zu können, erweist sich Mediainfo (Homepage: http://mediainfo.sourceforge.net/de) als nützlich und bequem.

 
 

Verzeichnisstruktur

Die nachfolgende Verzeichnisstruktur ist natürlich nur eine Empfehlung, hat sich bei mir aber gut bewährt. Sie sieht wie folgt aus:

 
 

Welches Basisverzeichnis man vorgibt, ist einerlei. Wichtig ist nur, dass auf der Partition, auf der das Verzeichnis liegt, noch *viiiel* Platz ist!

Ein von DVB-T aufgenommener Spielfilm nimmt im DVD-kompatiblen MPEG2-PS-Format zwischen 1 und 3 GB (Gigabyte) Platz ein, je nach Sendeformat (4:3, 16:9), Filmformat, also Größe der „toten“ schwarze Balken an den Rändern, die zwischen Film- und Sendeformat ausgleichen, und natürlich Länge. Zusätzlich braucht man während der diversen Umwand­lungsschritte mindestens den zweieinhalb­fachen Platz. Wenn man stressfrei arbeiten will und auch mal einige Filme auf der Platte halten möchte, sollte man wirklich nicht unter 50 frei verfügbaren Gigabyte auf der Festplatte anfangen.

Bei Platzproblemen kann man die einzelnen Verzeichnisse natürlich auch ganz anders organisieren und z.B. zumindest ./m2t/ und ./mpg/ auf unterschiedliche Partitionen verteilen. Selbstredend muss der Benutzer, in dessen Kontext die Programme laufen, an den Verzeichnissen uneingeschränkte Schreib- und Lese­rechte besitzen.

Es kommt durchaus vor, dass man z.B. einen ganzen Themenabend von Arte aufnehmen möchte. Die dabei zu speichernde MPEG-TS-Datei wird dann gerne mal 6 bis 10 Gigabyte groß. Außer auf den reinen Platz muss man dann auch noch darauf achten, dass das verwendete technische Dateisystem Dateien dieser Größe überhaupt handhaben kann. Das mit Windows-95 eingeführte vFAT-Dateisystem kann das beispielsweise nicht, bei 4 GB ist hier Schluß! Weil aber alle Betriebssysteme ohne Zusatzinstallation mit vFAT umgehen können, sind z.B. immer noch sehr viele externe USB-Festplatten mit diesem Dateisystem formatiert, und auch so mancher Windows-Computer, der einige Betriebssystem-Updates ohne Neuinstallation hinter sich hat, nutzt noch das alte Windows-95-Dateisystem.

Wenn das System bei zu großen Dateien nun aussagekräftige Meldungen wie „Auf der Platte XY können nur Dateien bis max. 4 GB gespeichert werden“ ausgeben würde, dann ginge es ja noch. Aber leider bricht z.B. das Speichern während der Aufnahme mit einer Fehlermeldung ab, die auf einen Fehler in Kaffeine verweist, und beim Versuch, eine Datei größer 4 GB auf eine vFAT-Platte zu kopieren, werden erst einmal 4 GB auf die Platte kopiert, was bei USB2 gerne mal einige Minuten dauern kann, um dann mit dieser Fehlermeldung aufzwarten:

 
 

Man informiert sich also am besten zu Beginn seiner Arbeit mit Videodateien genau, welche Dateisysteme auf den genutzten Platten werkeln, und nutzt dann nur die Platten mit NTFS (Windows) oder einem der vielen Linux-Dateisysteme (ext2, ext3, ext4, reiserfs, btrfs, …); diese Dateisysteme können sämtlich mit Dateien größer 4 GB umgehen.

Um an diese Informationen zu kommen, gibt es, wie immer unter Linux, mehrere Möglichkeiten. Die einfachste ist vermutlich, in den Befehl-ausführen—Dialog (Aufruf mit ALT-F2) die Zeile „konqueror sysinfo:/einzutippen und mit der Eingabetaste zu bestätigen.

 
 

Es öffnet sich ein Fenster mit ausführlichen Informationen zum System. Oben rechts sind alle verbundenen Festplatten aufgelistet, und in der Spalte „Dateisystem“ kann man sehen, wie die einzelnen Platten formatiert sind. Wenn hier irgendwo, wie im Beispiel bei der Platte „INTENSO“, vFAT auftaucht, ist Vorsicht geboten.

 
 

./m2t/ für die MPEG-TS-Dateien

In dieses Verzeichnis speichert die TV-Anwendung, mit der man die Aufnahmen macht, in meinem Fall also Kaffeine, die DVB-T-Daten im MPEG-TS-Format (transport stream). Das Programm, das den ersten Schritt der Weiterverarbei­tung macht, ProjectX also, muss die Dateien dort abholen.

 

./mpg/ für die MPEG-PS-Dateien

Dieses Verzeichnis ist das Zielverzeichnis für die aus der Bearbeitung entstan­denen, noch ungeschnittenen MPEG-PS-Dateien (program stream), und es dient gleichzeitig als Arbeitsverzeichnis während der Umwandlung der Dateien durch die Programme ProjectX und Mplex. Hier wird auch die MPEG-Indexdatei für Avidemux gespeichert (siehe Abschitt über Avidemux).

 

./mpeg/ für die fertigen Filme

In diesem Verzeichnis legt Avidemux die fertigen, genau auf Anfang und Ende geschnittenen und ggf. von Werbung befreiten Filme ab. DVD-Styler holt sich die Dateien, falls die Filme auf DVD gebrannt werden sollen, hier ab.

Aufnehmen

Natürlich muss das Fernsehen mittels DVB-T-Stick oder TV-Karte ordnungs­gemäß in Kaffeine eingerichtet sein und funktionieren. Wenn es hier Probleme gibt, muss man sich in den Weiten des Internet umtun, um eine Lösung zu fin­den. Insbesondere viele, insbesondere billige USB-DVB-T-Sticks machen unter Linux oft noch manuelles Downloaden und Kopieren von Firmware nötig.

Hier ein Tip, falls ein DVB-T-Stick (USB) nicht „out of the box“ von Linux erkannt wird. Man gebe bei angeschlossenem USB-DVB-T-Stick an der Kommandozeile den Befehl „lsusb <ENTER>“ ein, dann listet das System alle USB-Geräte auf, und zwar mit ihrer individuellen Gerätekennung. Das ist der achtstellige Hexa­dezimalwert, der in der Mitte mit einem Doppelpunkt unterteilt ist.

 
 

Wenn man nun diesen Wert, im vorliegenden Fall also „2040:6060“ (Hauppau­ge Nova-T Stick 2) mit den Stichworten Linux, Distributionsname und „Firm­ware“ in eine der bekannten Suchmaschinen eingibt, kommt man i.d.R. schnell an alle Informationen, das Gerätchen zum Laufen zu bekommen.

Damit die Aufnahmen im dafür vorgesehenen Verzeichnis ./m2t/ landen, muss das in den Einstellungen von Kaffeine so festgelegt werden. Unter dem Menü­punkt "Fernsehen" findet man den Unterpunkt "Configure Trelevision..." (oder das deutsche Pendant, Linux weist in der Sprachkonsistenz doch immer noch gewaltige Lücken auf):

 
 

In dem Dialog, der sich dann öffnet, kann man den "Ordner für Aufnahmen" festlegen (siehe roter Rahmen).

 
 

Unbedingt wichtig ist auch die Festlegung, wie lange vor Beginn der Sendung die Aufnahme beginnen soll, und wie lange die Aufnahme über das nominelle Ende der Sendung ausgedehnt werden soll. Zwar gibt es auch in der digitalen DVB-T-Welt eine Entsprechung zu dem von analogen Videorecordern bekannten Video Programming System (VPS), aber das wird von den Privatanbietern eher halbherzig unterstützt, und zudem ist mir kein Open-Source-TV-Programm unter Linux bekannt, dass diesen Standard unterstützt. Also muss auf Verdacht und nach Erfahrung bei der Anfangszeit etwas Sicherheit nach vorne und bei der Endzeit gehörig Sicherheit nach hinten eingeplant werden.

Die Programmvorgaben von Kaffeine sind hier mit 5 und 15 Minuten deut­lich zu knapp bemessen. Insbesondere bei Filmen, die spät abends beginnen, sind spürbare Programmverschiebungen nicht selten. Die Einstellungen - wieso schon wieder Englisch? - "Begin margin = 15" und "End margin = 45" haben sich als einigermaßen sicher erwiesen, nach "Wetten dass..." (ZDF) muss man hier aber immer noch manuell etwas zugeben, siehe unten. Noch ärgerlicher als ein Film, bei dem die letzten 7 Minuten fehlen, ist – für Sehende! - nur noch ein Film, den man versehentlich mit blindengerechtem Ton gespeichert hat, s.u.!

Nach Festlegung der Einstellungen kann man Aufnahmen programmieren. Im Programm-Hauptfenster, wenn also alle anderen Dialoge geschlossen sind, kann man einfach die Taste "g" drücken, oder unter dem Menüpunkt "Fernse­hen" den Unterpunkt "Pro­grammführer" anklicken.

 
 

Im Dialog, der sich dann öffnet, sieht man links die Liste aller verfügbaren Sender, und, wenn man einen Sender durch Anklicken ausgewählt hat, rechts oben alle Sendungen des Senders der nächsten ca. 7 Tage, aufsteigend sortiert nach Beginn der Sendung.Im Bereich rechts unten werden - günstigenfalls - nähere Angaben zu der jeweiligen Sendung gemacht. Die Suchoption am oberen Rand des Dialogs arbeitet freundlicherweise senderübergreifend.

Im vorliegenden Fall soll der Film "Aimée & Jaguar" zur Aufnahme vorgemerkt werden, was durch einfachen Klick auf die Schaltfläche "Record Show" (die mit dem roten Punkt!) erfolgt - wieder so ein Linux-Anglizismus.

Nach dem Schließen des Dialogs, im Hauptfenster von Kaffeine, kann man mit der Taste "r" bzw. über das Menü mit dem Menüpunkt "Fernsehen", Unterpunkt "Aufnahmeplan", die Liste der vorgemerkten Aufnahmen einsehen:

 
 

Hier kommt nun etwas ins Spiel, was nicht von Belang ist, wenn man die TS-PS-Umwandlung stets durch manuelle Programmaufrufe im Dialog und *nicht* automatisiert mittels Skript durchführt. Nutzt man aber das Skript - was bequemer und insbesondere bei intensiver Nutzung unabdingbar ist, dann muss man folgendes beachten:

Der Name der Aufnahmevormerkung, hier also "Aimée & Jaguar", findet im Weiteren Verwendung als Dateiname im Dateisystem und als Argumentt für Programmaufrufe. Die resultierende MPEG-PS-Datei heißt, wenn das Script die Steuerung übernimmt, schlussendlich "Aimée & Jaguar.mpg". Hier kommen nun zwei Sonderzeichen vor: das „é“ mit Akzent, und das kaufmännische Und-Zeichen „&“. Für moderne Dateisysteme ist das kein Problem, nicht einmal für vFAT.

Allerdings hat das SKript, das ich weiter hinten in diesem Tutorial abgeben wer­de, leider seine Schwierigkeiten mit

• allen deutschen Umlauten ("öäüÖÄÜ")

• dem scharfen S ("ß")

• mit allen weiteren Zeichen, deren ANSI.Kode nicht im Berich 32 bis 127 (inkl.) liegt, was hier auf das é mit Akzent zutrifft

• das kaufmännische Und ist an der Linux-Kommandozeile im übrigen ein Son­derzeichen zur Befehlsverkettung

• auch spitze Klammern ("<>") und z.B. das Pipe-Zeichen ("|") haben beson­dere Bedeutung

Da bei allen Sonderzeichen also das Skript in der vorliegenden Form aus dem Anzug fliegen kann, habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, "gefährliche" Namen direkt bei der Programmierung der Aufnahmen "sicher" umzubenennen. Im vorliegenden Fall wurde der Dialog zum Bearbeiten der Aufnahme mittels der Schaltfläche "Edit" (mal wieder Englisch, gähn!) aufgerufen, und der Name von "Aimée & Jaguar" nach "AimeeUndJaguar" geändert. Der Name der zweiten Aufnahme ist übrigens unkritisch, Bindestrich und Leerzeichen zeitigen keine negativen Folgen für das Script.

(Statt ständig die Umbenennungen vorzunehmen, könnte man natürlich auch das Skript robuster machen. Aber bekanntlich ist nichts dauerhafter als ein Pro­visorium.)

 
 

Erforderlichenfalls kann man in diesem Dialog auch Beginn und Dauer der Auf­nahme anpassen, oder Serien-Aufnahmen definieren, z.B. jeden Dienstag Abend von 23:15 bis 00:30 Uhr o.ä. Das Bestätigen mit "OK" nicht vergessen.

Danach hat sich die Anzeige in der Liste der vorgemerkten Aufnahmen verän­dert:

 
 

Die Aufnahme ist nun programmiert. Allerdings führt Kaffeine seine eigen Liste von Aufnahmen und nutzt nicht etwa den Linux-System-Scheduler (Cron-Dienst und Steuerungstabelle /etc/crontab). Daher muss das Programm Kaffeine zum erwarteten Aufnahmezeitpunkt also unbedingt laufen. Versucht man nach der Programmierung von Aufnahmen, Kaffeine zu beenden, dann kommt folgende einmal mehr herrlich denglische Dialogbox:

 
 

Hier antwortet man also tunlichst mit "Nein", und die Idee, den Haken zu set­zen, der den Dialog künftig unterdrückt, ist aus einsichtigen Gründen nicht so gut.

Besser ist es, Kaffeine mit einfachem Klick auf das Programmsymbol neben der KDE-Uhr weitgehend - bis auf eben jenes Symbol - unsichtbar zu machen; in diesem Zustand gibt es auch keinen Eintrag auf der Taskleiste.

 
 

Kaffeine wartet nun, bis vorgemerkte Aufnahmen zu tätigen sind, und führt diese vollständig unsichtbar durch - sofern man den Rechner nicht herunter­fährt oder sich als KDE-Benutzer abmeldet! Das Sperren des Bildschirms ist hingegegen unproblematisch. Auch habe ich es noch nicht geschafft, den Rechner während der Aufnahme so zu beschäftigen, dass Kaffeine sich beim Wegschreiben des Aufnahmestreams irgendwie verschluckt hätte.

 

Demuxen

Der erste Schritt auf dem Weg von der aufgenommen MPEG-TS-Datei zu einer brennfertigen MPEG-PS-Datei ist die Trennung von Bild und Ton in zwei getrennte Dateien mit Synchronisationsinformationen: das sogenannte Demuxen. Das leistet das Porgamm ProjectX.

Hier zunächst die Ausgangssituation: Kaffeine (oder ein anderes TV-Programm) hat eine MPEG-TS-Datei in das Verzeichnis ./m2t/ geschrieben; in unserem Fall „AimeeUndJaguar.m2t“.

 
 

Mediainfo weist aus, dass es sich tatsächlich um eine „transport-stream“-Datei handelt. Die Bildauflösung ist 704x576 Pixel, das Seitenverhältnis in unserem Fall 16:9.

 
 

Nach dem Start von ProjectX ist ein ziemlich unaufgeräumtes Programmfenster zu sehen, in dem man sich erst einmal zurechtfinden muss. Um den ersten Schrecken zu lindern, sei darauf hingewiesen, dass ProjectX sehr weitgehend über Kommandozeilenparameter gesteuert werden kann, so dass im praktischen Betrieb alles von einem Skript erledigt wird, man also die Programmoberfläche von ProjectX nur im Ausnahmefall bedienen muss.

Zuerst teilen wir dem Programm mit, welche Datei „gedemuxt“ werden soll (Ziffer 1 im Screenshot).

 
 

In dem Verzeichnisauswahldialog wird der Ordner ./m2t/ ausgewählt, dann die Datei „AimeeUndJaguar.m2t“:

 
 

Das Programm lädt die Datei sofort und zeigt das erste Bild an.

 
 

Als nächstes (Ziffer 2 im obigen Screenshot) wird das Zielverzeichnis für die getrennten Bild- und Tondateien angegeben, das gleichzeitig das Arbeits­ver­zeichnis während der Extraktion ist:

 
 

Nun kann die Extraktion prinzipiell losgehen. Der Arbeitsdialog von ProjectX wird mit der Schaltfläche „prepare >>“ aufgerufen.

 
 

In dem Arbeitsdialog wird ProjectX zuerst (Ziffer 1) mitgeteilt, dass eine MPEG-TS-Datei „gedemuxt“ werden soll, und mit Klick auf den grünen Pfeil (Ziffer 2) wird der Vorgang dann gestartet.

 
 

Das Demuxen der Datei dauert, je nach Prozessorleistung und – vor allem! - Plattenzugriffsgeschwindigkeit einige Minuten. Ein Fortschrittsbalken an der unteren Kante des Arbeitsdialogs zeigt den Fortgang des Prozesses an, und im oberen Fensterbereich bietet ProjectX einige technische Informationen grafisch und in Zahlen an. Der größte Teil des Fensters ist für die Protokollausgaben reserviert.

 
 

Nachdem ProjectX mit seiner Arbeit fertig ist – der Fortschrittsbalken ist am Ende angekommen, und im Protokoll steht das Schlussstatement -, stehen im Zielverzeichnis drei Dateien:

 
 

 

 

 

Abschließend sei zum Verständnis noch einmal gesagt, dass ProjectX eine um­fassende Analyse des MPEG-TS-transport-stream vornimmt, und bei der Tren­nung von Bild und Ton aufwendige Fehlerprüfungen und -korrekturen vor­nimmt, um die mit Bild und Ton in den Zieldateien gespeicherten Synchronisa­tionsin­for­mationen fehlerfrei zu gewinnen. Dabei vorgenommene Korrekturen wie z.B. Timecode-Anpassungen werden sämtlich protokolliert, so dass die Bildschirm-Ausgaben und die Protokolldatei bisweilen mit der martialischen Meldung „More than 500 errors, error logging stopped“ (sinnegemäß) enden. Das sollte nicht die Regel sein, aber auch bei dieser Meldung kann am Ende der gesamten Ver­arbeitung durchaus noch ein brauchbarer Film auf der Platte landen.

Muxen

Nachdem nun Bild und Ton unter penibler Reparatur aller Synchronisations­informationen auseinanderklamüsert wurden, werden sie nun wieder zusam­mengesetzt, und zwar synchron. Dieser Vorgang heißt Muxen und erfolgt mit dem Programm Mplex.

Mplex ist ein reines Kommandozeilenprogramm ohne grafisches Interface, das also aus der Shell (unter Linux standardmäßig Bash) gestartet werden muss. Alle zum Betrieb notwendigen Informationen werden dem Programm dabei als sogenannte Kommandozeilenparameter mitgeteilt, die der Reihe nach hinter dem eigentlichen Programmnamen aufgeführt werden.

Erst einmal aber müssen wir die Shell starten:

 
 

Nun müssen wir in das Verzeichnis wechseln, in dem ProjectX die Bild- und Tondateien abgelegt hat. Bei mir ist das das Verzeichnis ~/tv/mpg, wobei ~ der Platzhalter für das eigene home-Verzeichnis ist. Also ist folgender Befehl einzugeben:

   cd ~/tv/mpg

 

Das Programm Mplex kennt einen ganzen Haufen unterschiedlicher Parameter. Wer sich dafür interessiert, kann die vollständige Liste mit diesem Befehl auf den Schirm zaubern:

   mplex –help

 

Es braucht aber nur wenige Parameter, den uns interessierenden Vorgang auszulösen.

   mplex -f 8 -V -v 1 -o AimeeUndJaguar.mpg
               
 AimeeUndJaguar.m2v AimeeUndJaguar.m2p

 

Hinweis: das Kommando muss ohne Zeilenumbruch hintereinander geschrie­ben werden. In der Abbildung des Befehls oben befindet aus Platzgründen ein Zeilen­umbruch, der im wirklichen Befehl nicht mit eingegeben wird. Wenn die Shell selbsttätig bei Erreichen der rechten Bildschirmrandes einen Umbruch vor­nimmt, ist das quasi ihre Sache.

Das Kommando sieht für Leute, die mit Kommandozeilen bisher nicht gearbei­tet haben, erst einmal kryptisch aus, und das ist es auch. Allerdings steht hinter der Kommandozeile ein Konzept universeller Automatisierbarkeit, denn Befehle dieser Art kann man unter Verwendung von Platzhaltern für die Dateinamen in ein Skript schreiben, das beliebig viel Befehle unter einem einfachen Namen zusammenfasst und das man immer wieder aufrufen oder auch zeitgesteuert automatisch ausführen lassen kann. Wir werden das weiter hinten in dieser Anleitung sehen.

Nach Eingabe des obigen Befehls und Abschicken mit der Eingabetaste legt das Programm Mplex los und produziert fleißig Protokollausgaben:

 
 

Nachdem das Programm seine Arbeit beendet hat, kann die Shell geschlossen werden. Im Verzeichnis ./mpg/ steht nun eine neue Datei:

 
 

 

 
 

Die drei Ausgabedateien des vorangegangenen ProjectX-Laufes („Aimee­Und­Jaguar.m2v“, „AimeeUndJaguar.mp2“ und „AimeeUndJaguar_log.txt“) werden nun nicht mehr gebraucht und können, wenn „AimeeUndJaguar.mpg“ in Ordnung ist, gelöscht werden, was im vorliegenden Beispiel immerhin 3 GB Platz schafft.

 

Schneiden

Um die Aufnahme mit Avidemux schneiden zu können, muss eine MPEG-PS-program-stream-Datei vorliegen, was durch die vorangegangenen Verarbei­tungsschritte ja gegeben ist: in diesem Falle ziehen wir „AimeeUndJaguar.mpg“ im Verzeichnis ./mpg/ als Ausgangsdatei heran:

 
 

Mediainfo_GUI weist aus, dass die Datei das passende Format hat:

 
 

Nun wird Avidemux gestartet. Das leere Programmfenster sieht zumindest übersichtlicher aus als das ProjectX-Fenster.

 

 
 

Das Schneiden der Videodateien erfolgt immer interaktiv in Avidemux, der erste Schritt besteht also immer im manuellen Öffnen dieses Programms. Man sollte sich nun unbedingt zur festen Angewohnheit machen, zuallererst direkt nach dem Programmstart folgende drei Einstellungen vorzunehmen:

Die drei genannten Einstellungen legen fest, wie die Eingangsdaten umgewan­delt und wie die Zieldatei gespeichert werden soll. Diese Einstellungen sind unabhängig davon, welche Datei geöffnet wird, sofern diese im erwarteten For­mat vorliegt, so dass die Einstellungen, einmal festgelegt, für alle Dateien gültig sind, die zwecks Schneiden in Avidemux geladen werden. Vergisst man, die Einstellungen festzulegen, bleiben die Vorgabewerte wirksam, und die bedeuten, dass Bild und Ton (Vorgabe für beide: „kopieren“) unverändert in eine AVI-Datei umkopiert werden, die dann allerdings nicht ohne erneute Umkodierung im DVD-Format gebrannt werden kann.

Es wäre nun praktisch, Avidemux gleich so zu starten, dass die genannten Einstellungen ausgewählt sind, so dass man deren Festlegung nicht mehr vergessen kann, was ein deutliches Maß an zusätzlicher Sicherheit im Umgang mit Avid­emux darstellen würde. Es gibt auch Kommandozeilenparameter, die das vom Prinzip her leisten, ärgerlicherweise unterscheidet ausgerechnet der Parameter für das Tonformat nicht zwischen MP2 (lav) und TWOLAME, genauer, wenn man versucht, MP2 einzustellen, wir stets TWOLAME gezogen, was ja auch ein MP2-Codec ist. Versucht man, diesen zu verwenden, führt das (zumindest unter openSuSE 12.1 und 12.2) leider beim Speichern des geschnittenen Films zu einem „eingefrorenen“ Programm, das abgeschossen werden muss. Wie gesagt: sehr ärgerlich, das.

Also noch einmal zusammengefasst: die drei oben genannten Einstellungen müssen zwingend einmalig manuell beim Programmstart vorgenommen werden, wenn als Resultat eine im DVD-Format brennbare Datei erwartet wird.

Die zu schneidende Datei wird über das Menü mittels Datei → Öffnen geöffnet.

 
 

Der Einstieg in das Öffnen erfolgt wenig überraschend mit der entsprechenden Menüoption oder Tastenkombination, dann weiter über den bekannten Datei­auswahldialog. Nachdem die Datei ausgewählt wurde, macht das Programm eine erste kurze Analyse, und stellt im vorliegenden Fall fest, dass es sich um eine MPEG2-Datei handelt, für die das Programm zwingend einen Index erstellen muß, um sich effizient darin zurechtzufinden. Eine entsprechende Meldung teilt das mit. Das angebotene „Nein“ ist übrigens Unfug: Avidemux kann mit nicht indizierten MPEG2-Dateien nichts anfangen. Auf die abgebildete Frage mit „Nein“ zu antworten, heißt, das Öffnen der Datei abzubrechen.

 
 

Nach Bestätigen mit „Ja“ ergibt sich eine längere Schrecksekunde Die Zeitdauer ist stark von der Plattenzugriffsgeschwindigkeit des Systems abhängig.

 
 

Glücklicherweise kann auch die Indexerstellung vorab vollständig automatisiert werden, so dass sich beim Öffnen der MPEG2-PS-Dateien, die das am Ende dieser Anleitung vorgestellte Skript erzeugt, keine Verzögerungen ergeben.

Nachdem die Indexerstellung abgeschlossen ist, wird die Videodatei automa­tisch in das Schnittprogramm geladen, und das erste Bild der Aufzeichnung ist sichtbar.

 
 

An dieser Stelle bekommt man meist erst einmal einen Schreck: au Backe, falsches Bildformat, alles zusammengeschoben! Und: zu dunkel! Aber das hat alles seine Richtigkeit. Avidemux ist kein Filmbetrachter, sondern ein Schnitt­programm, das alle Bilder stets im klassischen TV-Format 4:3 anzeigt, was beim Schnitt ja auch nicht stört, und sich für die Schonung des Bildschirms mit verantwortlich fühlt, so dass die wahre Bildhelligkeit erst beim Abspielen des Films erreicht wird.

DVB-T ist in der Lage, mehrere Tonspuren zu einem Bild zu übertragen. Das kann deshalb geschehen, um dem Zuschauer die Wahl zu lassen, den Film deutsch synchronisiert oder in Originalsprache anzusehen, oder, nicht eben selten, um sehbehinderten Zuschauern eine Tonspur anzubieten, auf der nicht nur die Dialoge zu hören sind, sondern auch weitergehende Beschreibungen der Vorgänge auf dem Bildschirm von einem Sprecher mitgeteilt werden. Jedenfalls muss man in beiden Fällen bewusst entscheiden, welche Tonspur man in seiner fertigen Datei haben möchte; überlässt man das dem Zufall, hat man nach Murphy mit hoher Sicherheit ein Ergebnis, das man so nicht wollte!

 
 

Weist die MPEG2-Datei mehrere Tonspuren auf, macht das Programm freundlicherweise direkt nach dem Öffnen eine entsprechende Meldung:

 
 

Was zu tun ist, steht ebenfalls bereits in der Meldung. Im Hauptmenü unter „Audio“ wird der Spurauswahldialog mit Hilfe des Menüpunkts „Hauptspur...“ aufgerufen.

 
 

Unter „Audio-Quelle“ muss auf jeden Fall die Selektion „Video“ unverändert bleiben, denn die Audio-Information ist ja stets in der MPEG2-Datei gespeichert. Unter „Audio-Spur“ kann man nun eine der angebotenen Tonspu­ren, deren Namen leider meistens nicht sehr sprechend sind, auswählen.

 
 

Im Hauptfenster von Avidemux kann man den Film mit Hilfe der Knöpfe „Start“ und „Stop“ (Ziffer 4 im obigen Screenshot) wiedergeben bzw. die Wiedergabe beenden. Mit dieser Option sollte man sich stets eine nicht zu kurze Passage des Films ansehen und sich davon überzeugen, dass die ausgewählte Tonspur die gewünschte ist.

Ansonsten geht es jetzt natürlich darum, zumindest Anfang und Ende vor und nach dem Film abzuschneiden. Die Navigation innerhalb der Filmdatei ist recht intuitiv und mit Mausbedienung oder auch komplett über die Tastatur möglich. Da kann jeder selbst etwas in der Online-Hilfe schmökern und sich den ihm genehmen Weg zur Programmbedienung ausbaldowern.

Das eigentliche Schneiden erfolgt so, dass mit den Anfangs- und Endemarkie­rern (Ziffer 7 im Screenshot) bildge­nau ein Bereich definiert wird, der dann mit Hilfe der Taste „Entf“ (Entfernen) herausgeschnitten wird. Anfang- bzw. Ende des definierten Bereiches können natürlich auch Dateianfang bzw. -ende sein, so dass sich nicht nur Bereiche innerhalb des Films entfernen lassen (= Werbung herausschneiden), sondern auch Anfang und Ende des Films passgenau festlegen lassen. Das Ergebnis der einzelnen Schnitte kann man sich dann immer wieder ansehen. Insbesondere beim Herausschneiden von Werbung sollte man sich die Schnittstelle sorgfältig ansehen, insbesondere auch die Minute davor und danach, denn die Privatsender senden bei Werbung teilweise überlappend, so dass man durchaus schnell mal eine halbe Minute Handlung doppelt im Film hat.

Hat man sich einmal „verschnitten“ (oder will man mehrere Filme aus einer Rohdatei herausschneiden, weil man sie direkt hintereinander aufgenommen hat), dann kann man stets mit der Menüoption „Bearbeiten→ „Änderungen rückgängig machen“ auf den Ausgangszustand der Datei zurückgehen. Aber Vorsicht: die einzelnen Schnitte lassen sich nicht im Sinne eines „Undo“ einzeln rück­gängig machen, man kann nur alle Schnitte in einem Rutsch zurücknehmen. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig.

Entspricht das Ergebnis den Vorstellungen, kann man an das Abspeichern des fertigen Films denken, was über das Menü „Datei“ → „Speichern“ → „Video speichern“, über die Toolbar, oder einfach mit der Tastenkombination STRG-s angestoßen wird.

 
 

Will man die Filmdatei nicht nur einmalig brennen, sondern mit vielen anderen zusammen auf Festplatte archivieren, dann lohnen sich Überlegungen zur Vergabe von aussagekräftigen Dateinamen. Der Dateinamensgebung ist daher in dieser Anleitung ein eigener Hauptabschnitt gewidmet.

Als Zielverzeichnis wird, gemäß der einmal festgelegten Systematik, ./mpeg/ ausgewählt. Das Programm merkt sich dieses Verzeichnis, so dass künftige Dateien ebenfalls hier gespeichert werden.

Noch ein Wort zu der etwas ungewöhnlichen Dateiendung .mpeg. Gerade bei Videodateien gibt es ein gehöriges Durcheinander, was die Dateiendungen angeht. Zunächst muss man sich klarmachen, dass eine Videodatei in der Regel ein Container ist, von dem erst einmal nicht klar ist, in welchem Format Bild und Ton darin abgelegt sind. Eine -AVI-Datei kann z.B. MPEG2, MPEG4, oder ein halbes Dutzend andere Formate beinhalten. Ähnliches gilt für QuickTime-Dateien. Das System und „wohlerzogene“ Programme gucken daher in die Datei hinein, um zu erfahren, von welchem Typ sie sind, und was sie beinhal­ten. Im Umkehrschluss könnte man nun annehmen, dass man in der Wahl der Dateiendung ziemlich frei ist. Das ist aber leider nicht der Fall, denn längst nicht alle Programme sind „wohlerzogen“, sondern weigern sich einfach, mit Dateien zu arbeiten, die keine der bekannten Endungen aufweisen.

Ich habe mich für die Dateiendung .mpeg entschieden, die zwar selten benutzt wird, aber von den allermeisten Programmen als eine der Standardendungen für MPEG2-Videodateien akzeptiert wird. Da die Endung aber selten verwendet wird, kann ich jederzeit schnell erkennen, dass ich diese Videodatei höchst­wahrscheinlich selbst erstellt habe, wenn mir eine solche Datei auf meinem System begegnet.

Man kann sich natürlich eine eigene Systematik zurechtlegen, ich empfehle allerdings, dann auch konsequent dabei zu bleiben.

Nach dem Klick auf „Save“ - mal wieder ein kleiner Anglizismus! - lauert die nächste Überraschung in Form dieser Meldung:

 
 

Um diese Meldung zu erläutern, muss man etwas weiter ausholen. Um möglichst effizient zu komprimieren, beinhalten die meisten Bilder des MPEG2-Streams lediglich Änderungsinformationen in Bezug auf das vorhergehende Bild, also kein vollständiges Bild. Ist nun das erste Bild lediglich als Änderungsinformation gegenüber dem ja nicht existierenden Vorgängerbild kodiert, kann es nicht dargestellt werden. Um diesem Problem zu begegnen und z.B. auch die Wiedergabe an jedem Punkt der Datei beginnen zu können, ist per Konvention jedes zwölfte Bild ein sogenanntes Intra- oder Vollbild, das nicht aus Änderungsinformationen besteht, sondern für sich genommen eigenständig dargestellt werden kann. Will man nun den MPEG2-Stream speichern, muss einfach sichergestellt sein, dass das erste Bild des zu speichernden Streams ein Intra- oder Vollbild ist.

Und wie stellt man das sicher? Ganz einfach: man muss den Anfang der Datei mit Hilfe der i-Frame-Navigationsknöpfe (Ziffer 6 im obigen Screenshot) bestimmen. Diese Knöpfe veranlassen immer genau einen Sprung zum nächsten bzw. zum vorangehenden Intra- oder Vollbild, navigieren also stets um genau zwölf Bilder vor bzw. zurück. Wurde der Anfang des Films so bestimmt, unterbleibt die obige Meldung beim Speichern. Stattdessen erscheint dieser Statusdialog:

 
 

Obwohl lediglich der Ton umkodiert wird, dauert das Speichern eines durchschnittlichen Spielfilms vier bis acht Minuten. Im Beispiel ist eine SSD-Platte beteiligt, daher die deutlich kürzeren Zeiten.

Der fertige Film nimmt 1,9 GB Platz auf der Platte ein.

 
 

Mit MediainfoGUI kann schnell gezeigt werden, dass die Datei eine „brennbare“ DVD-Video-Datei beinhaltet:

 
 

Dateinamensgebung

Der Datei, die den fertigen Film beinhaltet, muss noch ein endgültiger Namen gegeben werden, was nicht ganz so trivial ist, wie es sich anhört.

Immerhin muss der Namen folgendes leisten:

  1. 1.Er sollte den Film klar und eindeutig bezeichnen.
    Hier muss bei Neuverfilmungen und sonstigen Titel-Dopplungen genau erkennbar sein, um welchen Film es sich handelt. "Der Graf von Monte Christo" führt bei der Suche auf prisma.de allein zu sieben Treffern. 

  2. 2.Er sollte das Wiederfinden eines Films in einer größeren Menge von Fil­men ermöglichen.
    Auch im eher platzgreifenden MPEG2-Format passen viele hundert Filme auf z.B. eine 2-TB-USB-Platte (TB = Terabyte). Die Namen sollten daher so gestaltet sein, dass sie im Verein mit der Sortierfunktion des Dateimana­gers ein schnelles Auffinden einzelner Filme ermöglichen.  

  3. 3.Er sollte mit allen gängigen Betriebs- und Dateisystemen in allen ver­wendeten Sprachen kompatibel sein.
    Auch im Jahre 2013, also 44 Jahre nach der Vorstellung von UNIX, 23 Jah­re nach der Vorstellung des ersten produktiv nutzbaren MS Windows 3.0, und immerhin 12 Jahre nach Vorstellung von Mac OS X 10.0 ist das immer noch keine Selbstverständlichkeit. Insbesondere sprachspezifische Son­derzeichen wie die deutschen Umlaute ö, ä, ü, Ö, Ä, Ü, und das ß, oder fremdländische Vertreter wie Æ, ç, é, Ł etc. führen auch heute immer noch zu Darstellungsfehlern, wenn man z.B. eine USB-Platte regelmäßig auf den genannten unterschiedlichen Systemen nutzt. Der Darstellungs­fehler ist dabei, wenngleich auf Ausdrucken unschön, weniger das Pro­blem, eher schon ist die durcheinandergebrachte Sortierreihenfolge des Dateimanagers ärgerlich.  

  4. 4.Er sollte gut lesbar sein.
    Das bedarf eigentlich nicht der Kommentierung, denn die Technik soll ja dem Menschen dienen. Allzu technisch-cryptisch sollte der Namen also nicht ausfallen. 

Die oben genannten Forderungen widersprechen einander teilweise; insbeson­dere sind die Forderungen 1 bis 3 schwer mit der Forderung 4 vereinbar. Daher wird in großen technischen Systemen wie z.B. Filmdatenbanken meist eine Trennung des eigentlichen, lesbaren Namens von einem sogenannten Sortier­namen gelebt, dessen Bildungsgesetze sehr ausgefuchst und Resultat jahrtau­sendealter Archivtradition ist, die um die Möglichkeiten moderner EDV ange­reichert wurde. Wie komplex solche Regelwerke werden können, kann man z.B. in der internen Dokumentation von Wikipedia unter http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:WikiProjekt_Kategorien/Sortierregeln nachlesen.

Für eine Festplatte mit ein paar hundert Filmen kann man deutlich pragma­tischer und damit einfacher vorgehen. Ich für meinen Teil habe mir auf der Grundlage einer ca. 15 Jahre alten Festlegung der Deutschen Kinemathek eige­ne Regeln entwickelt.

Hier zunächst sinngemäß die Regeln der Deutschen Kinemathek in den 90er Jahren (ich weiß nicht, ob die noch so bestehen, online habe ich dazu nichts gefunden):

  1. 1.archiviert wird nach dem Originaltitel, nicht nach dem deutschen Titel 

  2. 2.Maßgebend für die Einsortierung ist das erste Wort des Titels, sofern es kein undeklinierter bestimmter oder unbestimmter Artikel ist
    Führende bestimmte und unbestimmte Artikel (aller Sprachen) werden hintangestellt, sofern sie nicht dekliniert sind und keine Zahlwörter oder Substantive darstellen: "Der Mieter" wird "Mieter, Der", "Ein Sommer­nachtstraum" wird "Sommernachtstraum, Ein", "Der letzte Mann" wird "letzte Mann, Der", aber "Die oder keine", "Eine wie keine" und "Des Teufels General" bleiben unverändert  

  3. 3.Leerstellen werden bei der Sortierung übergangen und gelten als nicht existent 

  4. 4.Umlaute werden wie der zugrundeliegende Vokal mit angefügtem "e" behandelt (ö wird oe, Ä wird Ae, etc.), ß wird zu ss 

  5. 5.orthographischen Ligaturen in anderen Sprachen werden auf die 26 Grundbuchstaben zurückgeführt (z.B. Æ wird AE und Œ wird CE) 

  6. 6.Abkürzungen und Zahlen werden in Klammern ausgeschrieben, z.B. "1001(tausendundeine) Nacht", "D(oktor)r Mabuse", "M(ister)r Deeds", ... 

All diese Regeln machen für ein großes Archiv mit internationalem Anspruch fraglos Sinn. Ob man für die private Filmsammlung aber stets den japanischen oder mexikanischen Originaltitel ermitteln möchte, ist eher fraglich. Außerdem haben wir kein ausgewachsenes Datenbanksystem mit hunderten von Eingabe­feldern zur Verfügung, sondern müssen alles, was wir brauchen, in nur einem Dateinamen unterbringen. Würden wir nun z.B. nach dem Originaltitel archivie­ren, müssten wir uns an den auch in zwei Jahren noch erinnern, wenn wir den Film auf der Festplatte suchen.

Mit anderen Worten: ich habe mir aus den obigen sinnvollen Vorgaben und rele­vanten Anforderungen einfachere Regeln abgeleitet. Diese haben sich seit drei Jahren für mich prima bewährt. Hier sind sie:

  1. 1.archiviert wird nach dem deutschen Titel 

  2. 2.Maßgebend für die Einsortierung ist das erste Wort des Titels, sofern es kein undeklinierter bestimmter oder unbestimmter Artikel ist  

  3. 3.Leerstellen und Satzzeichen im Titel werden vollständig entfernt, die Wor­te werden durch CamelCase-Schreibweise kenntlich gemacht 

  4. 4.Umlaute werden wie der zugrunde liegende Vokal mit angefügtem "e" behandelt (ö wird oe, Ä wird Ae, etc.), ß wird zu ss, das kaufmännische und und das Pluszeichen werden zu "Und" 

  5. 5.orthographischen Ligaturen in anderen Sprachen werden auf die 26 Grundbuchstaben zurückgeführt (z.B. Æ wird AE und Œ wird CE) 

  6. 6.als Dateiendung wird stets ".mpeg" angefügt. Windows, Mac und Linux erkennen, dass es sich um MPEG2-PS-Dateien handelt, und ich kann schnell erkennen, dass es sich um eine von mir erstellte Datei handelt.  

  7. 7.Bei Mehrteilern wird dem Titel eine mit einem Punkt abgesetzte laufende Nummer angefügt, ggf. gefolgt von dem Titel der einzelnen Episode. Auch Untertitel werden ggf. mit einem Punkt abgesetzt, genau so wie ein ggf. vorangestelltes Ordnungskriterium, z.B. "Bond." für alle Bond-Filme. 

  8. 8.zusätzlich werden Produktionsland (nur Grossbuchstaben) und -jahr (im­mer vierstellig) nach dem Muster "<Titel>-<Produlktionsland>-<Produk­tionsjahr>.mpeg" in den Dateinamen aufgenommen. Als Trenner zwi­schen den einzelnen Informationen fungiert jeweils ein einfacher Trenn­strich. Bei mehreren Produktionsländern werden diese jeweils mit einer Tilde "~" voneinander getrennt. 

 

Hier einige Beispiele:

Carlos.2-F~D-2010.mpeg

Carlos.3-F~D-2010.mpeg

GrafVonMonteChristoDer.2.DieRache-F~I-1953.mpeg

KinderDesOlymp.2-F-1945.mpeg

 

Hier abschließend noch die Liste der Artikel, die, wenn sie vorne stehen, statt­dessen hinten angefügt werden:

Zur Dateinamensendung, hier .mpeg, stehen bereits einige Hinweise im Abschnitt Schneiden.

Reparatur des Seitenverhältnisses

In ganz seltenen Fällen, also so ca. alle 200, 300 Filme, kommt es vor, dass eine fertige Videodatei beim Abspielen das falsche Wiedergabeformat (4:3 statt 16:9 oder umgekehrt) aufweist. Ich habe nie herausgefunden, was dazu führt, es kommt halt vor. Der Effekt ist dann übrigens meist reproduzierbar: schneidet man die – ansonsten völlig unverdächtige – Ausgangsdatei erneut, weist auch die neu erzeugte Filmdatei das Problem auf. Das kann ziemlich ärgerlich sein.

Es gibt Abhilfe in Form eines Windows-Programms, das mit Hilfe von Wine auch unter Linux läuft: DVDPatcher.

Als Vorbedingung muss Wine installiert sein, was z.B. in openSuSE mit Hilfe der Sotware-Verwaltung von YAST kein Problem darstellen sollte. Eine genaue Schilderung sprengt allerdings den Rahmen dieser Anleitung.

Wenn Wine läuft, kann man von http://www.wincesoft.de/html/dvdpatcher.html die Datei DVDPatcher_v106.zip herunterladen. Es geht auch direkt über diesen Link: http://www.wincesoft.de/DVDPatcher-v106.zip. Die ZIP-Datei wird nun ausgepackt, z.B. mit dem Befehl

   unzip  DVDPatcher_v106.zip

 

Die enthaltene Programmdatei DVDPatcher_v106.exe wird einfach in das eigene private BIN-Verzeichnis „~/bin/verschoben.

   mv  DVDPatcher_v106.exe  ~/bin/

 

Starten kann man das Programm nun von der Kommandozeile mit dem Befehl

   wine  ~/bin/DVDPatcher_v106.exe

 

Ist alles OK, erscheint das folgende Programmfenster:

 
 

Nach Klick auf den Knopf „Browse...“ öffnet sich eine Dateiauswahlbox, in der man die „kaputte“ Filmdatei zur Bearbeitung auswählt. Beim Laden analysiert das Programm die Datei, und stellt die gefundenen Informationen in dem Rahmen „MPEG2-Info“ dar. Im Rahmen „Patch MPEG2-File to“ sind nun einige Einstellungen vorzunehmen:

Mit Klick auf den Knopf „Patch now!“ wird die Bearbeitung der Datei angesto­ßen. Dazu öffnet sich dieser zusammenfassende Dialog:

 

 
 

Jetzt kann man warten, bis man schwarz wird, die Datei wird erst bearbeitet, nachdem man noch einmal „Start“ angeklickt hat. Dann informiert ein Fortschrittsbalken über den Stand der Arbeiten.

Nach dieser Prozedur ist die Datei endlich, zumindest in Bezug auf das Seitenverhältnis, in dem Zustand, in dem man sie sich wünscht.

 

 

Brennen

Die letzte Etappe auf dem Weg von der DVB-T-Antenne zur DVD besteht in dem Brennen der aufbereiteten MPEG2-PS-Datei. DVD-Styler ist ein sehr leistungs­fähiges Programm, mit dem man z.B. auch hybride DVDs mit einem Mix aus 4:3- und 16:9-Material oder geschachtelten Menüs erzeugen kann.

Um die Dinge einfach zu halten, gehen wird davon aus, dass zwei Dateien im einheitlichen Format (hier:16:9) gebrannt werden sollen. Unsere beiden Dateien sind jeweils unter 2 GB groß, so dass sie gemeinsam auf eine 4.7-GB-DVD passen sollten.

Zuerst, direkt nach dem Start, bietet das Programm einen Dialog für die Eckdaten der DVD an:

 
 

Hier sind nun folgende vier Einstellungen vorzunehmen:

Auf der nächsten Seite fragt das Programm nach einem vordefinierten Layout. Das lehnen wir ab, weiter geht es „Ohne Vorlage“.

 
 

Damit ist ein Projekt angelegt, das nun mit Leben gefüllt werden kann. Als erstes werden die beiden Videodateien dem Projekt zugefügt.

 
 

Das mache man tunlichst NICHT, wie vom Programm vorgeschlagen, via Drag&Drop, sondern über das Kontextmenü (rechte Maustaste) im Bereich der Datei-Bildchen. Also „Hinzufügen“ → „Datei...“, dann MPEG2-Datei auswählen (in unserem Fall in ~/tv/mpeg/), und zwar nacheinander getrennt für beide Dateien.

Wenn beide Dateien zugefügt wurden, sollte das Ergebnis wie folgt aussehen:

 
 

Wichtig ist, dass die Überschriften der Film-Bildchen „Titel 1“ und „Titel 2“ lauten, der zweite Film also NICHT die Überschrift „Titel 1-2“trägt!

Nun geht es an die Einstellung der Eigenschaften der einzelnen Filmdateien. Das geschieht, nacheinander für jede der beiden Dateien, und zwar über das Kontextmenü, das sich nach Rechtsklick auf dem Dateibildchen öffnet, über den Menüpunkt „Eigenschaften...“.

 
 

In den Dialogen beider Filmdateien braucht lediglich „nicht multiplexen/­transko­dieren“ angehakt zu werden. Das Programm analysiert dann die Videodatei und zeigt die gefundenen technischen Daten im Kopf an. Als Aktion muss hinter Video und Audio jeweils „kopieren“ stehen, denn unsere Videodateien liegen ja bereits in brennfertiger Form vor..

 
 

Genau die gleiche Einstellung ist auch für die zweite Videodatei vorzunehmen.

 
 
 
 

Wenn das Programm alle, in unserem Fall: beide, Videodateien analysiert hat, hat es einen Überblick darüber, wie die Platzverhältnisse auf der fertigen DVD sein werden. Entsprechend zeigt es in der Statusleiste am unteren Bildschirm­rand an, dass 226 von verfügbaren 257 Minuten belegt sind. Das klingt logisch, die Dateien sind 119 und 108 Minuten lang, summa summarum also 227 Minuten.

Jetzt kümmern wir uns um das Menü. Mit Doppelklick auf einem der verfügba­ren Hintergrundbilder (Reiter „Hintergründe“) wählen wir einen aus, der dann sofort in der Menüfläche angezeigt wird.

 
 

Den ersten Menüknopf für den ersten Film „Aimee und Jaguar“ ziehen wir mit Drag&Drop aus der Liste der angebotenen Knöpfe (Reiter „Knöpfe“) auf die Menüfläche. Das Programm ordnet diesem Knopf sofort den ersten Filmtitel zu, so dass sowohl die Beschriftung dem Filmdateinamen entspricht, als auch  intern die Verknüpfung mit dem Abspielen des ersten Titels hergestellt wird.

 
 

Den zweiten Knopf können wir nicht ganz so elegant mit Drag&Drop erzeugen, hier gehen wir einen anderen Weg: wie kopieren den ersten Knopf schlicht mit STRG-C / STRG-V, nachdem er zuvor durch einfaches Anklicken ausgewählt wurde (roter Rahmen).

 
 

Die beiden Knöpfe werden nun durch Anklicken und Ziehen schön unterein­ander angeordnet, wobei der Inhalt zunächst erst einmal egal ist.

 
 

Erst nach dem Anordnen wird für jeden der beiden Knöpfe nacheinander der Eigenschaftsdialog über das Kontextmenü (Rechtsklick auf dem Knopf, dann „Eigenschaften...“ im Kontextmenü) aufgerufen.

Hier bestehen noch weitgehende Möglichkeiten bzgl. Verhalten und Aussehen des Knopfes. Wir beschränken uns jedoch auf ein extrem schlichtes Design und einfache Basisfunktionalität, indem wir lediglich die Beschriftung unseren Wünschen anpassen („Aimee und Jaguar (D 1998)“), und die Verknüpfung des Knopfes mit dem Abspielen des ersten Titels sicherstellen.

 

 
 

Sinngemäß genau die gleichen Einstellungen müssen nun noch für den zweiten Knopf vorgenommen werden, wobei die Beschriftung auf „Ghost Dog (USA 1999)“ gesetzt wird, und die Verknüpfung mit dem Abspiel von Titel 2 sichergestellt wird.

 

 
 

Und das war es auch schon. Damit ist die Definition der schlichten DVD voll­ständig abgeschlossen. Die DVD kann nun gebrannt werden.

Das Brennen der DVD wird einfach mit Klick auf die kleine brennende DVD in der Toolbar (Tooltip „Brennen...“) angestoßen.

 
 

Im nun erscheinenden Dialog könnte man noch festlegen, dass das Programm nur eine ISO-Datei erzeugen soll, oder dass das Programm die ISO-Datei für weitere Verwendung beibehalten soll etc. pp., aber wir interessieren uns einst­weilen nur für das Brennen der DVD. Entsprechend bleiben alle Einstellungen auf den Vorgabewerten.

Ein kurzer Blick zeigt außerdem, dass für die Aktion 3,3 GB Plattenplatz benö­tigt werden, und z.Z. 7,8 GB Plattenplatz verfügbar sind. Weil das in Ordnung ist, wird die entsprechende Angabe grün eingefärbt angezeigt; gäbe es hier ein Problem, käme Rot zum Einsatz.

 

 
 

Die im obigen Screenshot noch angehakte „Vorschau“ sollte man deaktivieren, denn sie bietet keinen Mehrwert, haben wir die Filme doch bereits z.B. mit dem Schnittprogramm ausführlich inspiziert, belastet aber andererseits den Rechner nicht unerheblich.

Nach Klick auf „Start“ geht es dann los. Nach einigen vorbereitenden Aktivitä­ten, die nur auf SSD-Platten wirklich zügig ablaufen, kommt noch eine letzte dumme Nachfrage:

 
 

Auch diese Frage wird noch mit „Ja“ beantwortet, dann geht die Laufwerks­lampe an, und die Daten werden endlich auf die DVD gebrannt. Im Protokoll­bereich des Fensters wird der Fortschritt angezeigt.

 
 
 
 

Mit dem grünen Hinweis „Brennen war erfolgreich“ ist der lange Weg der bei­den Filme von der DVB-T-Antenne auf die DVD unspektakulär abgeschlossen.

Skript

Das vorliegende Skript automatisiert die Workflow-Bestandteile Demuxen, Muxen, und bereitet das Schneiden durch die Erstellung der von Avidemux benötigten Indexdatei vor. Im Umkehrschluss heißt das also, dass Aufnehmen (genauer: Aufnahmeplanung, das Aufnehmen selbst führt Kaffeine ja automa­tisch durch), das Schneiden selbst und natürlich das Brennen nicht von dem Skript abgedeckt werden.

Das Skript ist als Linux-Shellskript für die Linux-Standardshell Bash realisiert. Das logische „zuhause“ der Datei ist der private BIN-Ordner ~/bin/, ein passen­der Name könnte z.B. mpegtstops lauten.Natürlich muss die Datei ausführbar sein.

Um nicht zuletzt die Fehlersuche einfach zu halten, weist das Skript eine etwas ungewöhnliche Arbeitsweise auf: es erstellt zunächst ein zweites Skript im TMP-Verzeichnis (/tmp/~mov~batch~tmp~), in das alle auzuführenden Befehle nacheinander geschrieben werden, und übergibt dann die Kontrolle an dieses zweite Skript. Der Vorteil besteht darin, dass man bei Fehlfunktionen einfach den letzten Befehl des Hauptskripts auskommentieren kann, um dann die Kommandos in der erstellen temporären Skriptdatei in Ruhe zu analysieren.

Hier zunächst das vollständige Skript:

#!/bin/bash

TF=/tmp/~mov~batch~tmp~

RD=~/tv/m2t/

TD=~/tv/mpg/

BN=

echo '#!/bin/bash'>${TF}

for i in "${RD}"*.m2t

do

  BN=$(basename "$i" .m2t)

  if [ -s "${TD}${BN}".mpg ]; then

    echo "echo \"*** Skipping ${BN}: mpg file already existing. ***\"">>${TF}

  else

    echo "echo \"*** Processing ${BN}... ***\"">>${TF}

    BN=${BN// /\\ }

    echo rm "${TD}${BN}"*.*>>${TF}

    echo java -jar /usr/share/java/ProjectX.jar -out "${TD}" "${i// /\\ }">>${TF}

    echo rm "${TD}${BN}_log.txt">>${TF}

    SD=

    for j in "${TD}${BN//\\ / }"*.mp2

    do

      SD=$SD\ ${j// /\\ }

    done

    echo mplex -f 8 -V -v 1 -o "${TD}${BN}".mpg "${TD}${BN}".m2v ${SD}>>${TF}

    echo rm "${TD}${BN}"*.mp2>>${TF}

    echo rm "${TD}${BN}".m2v>>${TF}

    echo /usr/bin/avidemux2_cli --nogui --autoindex --load "${TD}${BN}".mpg --quit>>${TF}

  fi

done

chmod +x ${TF}

${TF}

Im Kopf werden die Pfade der  temporären Skriptdatei, des Ausgangs- und des Zielverzeichnisses in den Variablen TF, RD und TD festgelegt. Hier sind natürlich Anpassungen zu machen, wenn man sich für eine andere Verzeichnis­struktur entschieden hat.

Hauptsächlich besteht das Skript aus einer großen Schleife, in der für jede Datei mit der Endung .m2t im Ausgangsverzeichnis untersucht wird, ob dazu im Ziel­verzeichnis bereits eine namensgleiche Datei mit der Endung .mpg existiert. Wenn das der Fall ist, braucht nichts weiter unternommen zu werden, und das Skript gibt eine kurze Meldung aus, die mitteilt, dass die entsprechen­de .m2t-Datei nicht verarbeitet wird.

Existiert die Zieldatei noch nicht, dann werden alle Befehle zur Erstellung der Zieldatei(en) aus der Ausgangsdatei in die temporäre Skriptdatei geschrieben. Für AimeeUndJaguar.m2t beispielsweise werden die folgenden Befehle nach /tmp/~mov~batch~tmp~ geschrieben:

01: #!/bin/bash

02: echo "*** Processing AimeeUndJaguar... ***"

03: rm ~/tv/mpg/AimeeUndJaguar*.*

04: java -jar /usr/share/java/ProjectX.jar -out ~/tv/mpg/ ~/tv/m2t/AimeeUndJaguar.m2t

05: rm ~/tv/mpg/AimeeUndJaguar_log.txt

06: mplex -f 8 -V -v 1 -o ~/tv/mpg/AimeeUndJaguar.mpg ~/tv/mpg/AimeeUndJaguar.m2v ~/tv/mpg/AimeeUndJaguar*.mp2

07: rm ~/tv/mpg/AimeeUndJaguar*.mp2

08: rm ~/tv/mpg/AimeeUndJaguar.m2v

09: /usr/bin/avidemux2_cli --nogui --autoindex --load ~/tv/mpg/AimeeUndJaguar.mpg --quit

 

Die einzelnen Befehle sind für AimeeUndJaguar.m2t nun diese (Zahlen beziehen sich auf die Zeilennummern im temporären Skript):

02: Hinweis ausgeben, welche Datei gerade bearbeitet wird

03: im Zielverzeichnis aufräumen

04: Demuxen mit ProjectX

05: ProjectX-Log-Datei löschen

06: Muxen mit Mplex

07: nicht mehr benötigte Tondatei(en) löschen

08: nicht mehr benötigte Bilddatei(en) löschen

09: MPEG2-Indexdatei für Avidemux erstellen

Gäbe es mehrere .m2t-Dateien zu verarbeiten, würden gleichlautende Befehle mit lediglich anderen Dateinamen für die weiteren .m2t-Dateien einfach hinten angefügt.

Nachdem das Skript für AimeeUndJaguar.m2t durchgelaufen ist, stehen diese beiden neuen Dateien im Zielverzeichnis:

 
 

Es ist lästig, das Skript immer wieder manuell aufzurufen und dann den Ablauf abzuwarten. Es bietet sich an, das Skript zeitgesteuert am frühen Morgen ablaufen zu lassen, so dass man tagsüber die fertig verarbeiteten, schnittfertig indizierten Dateien vorfindet.

Am bequemsten lässt sich eine geplante Aufgabe in KDE mit dem über die Systemeinstellungen aufrufbaren Aufgabenplaner einrichten, wohinter sich das KDE-Programm kcron verbirgt. Aber Achtung! Bei einigen Linux-Distributionen wird kcron bei det Installation des Betriebssystems im Regelfall NICHT mit installiert. Dann fehlt das Ikon „Aufgabenplaner“ im Abschnitt „Systemver­wal­tung“ der Systemeinstllungen. In diesem Fall muss man kcron mit der Soft­wareverwaltung von YAST kurzerhand nachinstallieren.

 
 

Die Anlage neuer geplanter Aufgaben mit kcron ist kein Hexenwerk. Wir wäh­len im Dialog „Persönliches Cron“ vor und klicken auf „Neuer Auftrag“.

Im dann erscheinenden Dialog wird der volle Pfad zur Skriptdatei, hier also „/home/<Benutzername>/bin/mpegtstops“ im Feld „Befehl“ eingegeben. Den beschreibenden Text im Feld „Kommentar“ kann man auch ganz weglas­sen. Mit dem Klick auf die Option „Jeden Tag ausführen“ wird die ganze linke Hälfte der Zeiteinstellungsoptionen gesperrt, wir brauchen also nur noch die Uhrzeit in Minuten und Sekunden anzugeben, hier 7:05 Uhr.

 
 

Abschließend noch mit „OK“ bestätigen, und im Hauptdialog „Anwenden“ nicht vergessen, erst dann wird die neue Aufgabe gespeichert.

Nun sollte das Skript jeden Morgen um 7:05 Uhr einmal nachsehen, ob neue Aufnahmen für den Schnitt vorzubereiten sind, und dieses erforderlichenfalls auch tun.